Männer und Frauen gehen unterschiedlich mit den Themen Tod und Trauer um. Gezielte Angebote für Mütter und Väter tragen daher dazu bei, auch gezielter zu helfen. So gibt es ein Mal im Jahr die Mütterwoche im Kinder- und Jugendhospiz Balthasar, bei der nur die Mütter mit ihren erkrankten Kindern zu Gast sind. In dieser Zeit entwickelt sich eine sehr vertraute, intime Atmosphäre mit intensiven Gesprächen.
Die diesjährige Woche stand unter dem Motto „Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen“. Die Basis des Angebotes bildete das gleichnamige Gedicht von Rainer Maria Rilke. Das Symbol der Woche war der Baum, dessen Stamm mit jedem Lebensjahr einen neuen Ring entwickelt.
Die Familienbegleiter hatten dazu ein vielfältiges Programm auf die Beine gestellt, um den persönlichen Lebensringen der Mütter auf den Grund zu gehen. Die Pflege und Betreuung der schwerkranken Kinder ist belastend. Es sind zumeist die Mütter, die die Versorgung der Kinder übernehmen und ihr eigenes Leben dadurch für 24 Stunden am Tag zurück stellen. Doch was prägte die vergangenen Lebensjahre darüber hinaus? Welchen Menschen begegnete man? Welche guten oder schlechten Erfahrungen hat man gemacht? Um welches Lebensthema kreisten Gedanken, Gefühle und Handlungen? Die Mütter waren eingeladen, sich mit ihrer eigenen Lebenssituation auseinanderzusetzen. Durch die Beschäftigung mit den eigenen Lebensringen erfuhren sie viel über sich selbst und über wiederkehrende Muster in ihrem Leben. Aber sie stärkten auch die Wahrnehmung ihrer eigenen Bedürfnisse und Stärken.
Spirituelle Abende, Kreativ-Workshops, musikalische und aktive Angebote füllten die Woche. Passend zum Symbol des Baumes war der Höhepunkt der gemeinsamen Zeit eine Baumpflanzaktion im Wald des Mutterhauses. Nachdem Kyrill dort viele Bäume entwurzelt hatte, wird die Waldfläche seit einiger Zeit wieder neu aufgeforstet. Die Mütter haben nun Linden, Wildkirschen und Esskastanien gesetzt. Eine anstrengende, aber eindrucksvolle Erfahrung.
„Rundum zufrieden“, fassen Andrea Röttger und Anette Hill, die mit ihren Söhnen an der Mütterwoche teilgenommen haben, die gemeinsamen Tage zusammen. „Es war so harmonisch, wir haben sehr viel gelacht und auch unglaublich viel Kraft getankt.“ Außerdem sei es schön, dass sie nun bei jedem Aufenthalt zu ‚ihrem‘ Baum gehen und seine Entwicklung verfolgen können. Andrea Röttger hatte sich bei der Aktion spontan eine kleine Linde genommen, um sie einzupflanzen. „Und meine Linde war auch genau meine Linde: mit drei Trieben, symbolisch für meinen Mann, meinen Sohn und mich.“ Nun soll die Linde wachsen und viele, viele Jahresringe bilden.