Seit der Eröffnung vor zehn Jahren finden hier über 220 jugendliche Gäste ein zweites Zuhause auf Zeit. Entstanden ist die Idee durch den Wunsch junger Menschen nach einem Haus, das ganz auf ihre besonderen Bedürfnisse angepasst ist. Als das Kinderhospiz Balthasar 1998 als erstes Hospiz seiner Art in Deutschland eröffnete, waren manche Herausforderungen noch gar nicht abzusehen, denn die Krankheiten führten meistens schon im Kindesalter zum Tod. Doch es gab medizinische und medizintechnische Fortschritte, so dass schwerkranke Kinder zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen wurden. Rüdiger Barth, Leiter des Hospizes, ist sich sicher: „Für die jungen Leute waren Umgebung und Struktur einfach nicht passend. Sie wollten nicht zu den ‚alten Leuten‘ ins Erwachsenenhospiz, aber sie fühlten sich auch zwischen den Teddys und den tobenden Geschwisterkindern nicht richtig wohl.“
Das Jugendhospiz als erste Einrichtung dieser Art in Deutschland füllte und füllt somit eine wichtige Versorgungslücke für Jugendliche und junge Erwachsene. Neben dem eigens abgestimmten Tagesablauf hilft im Alltag vor allem ein hohes Maß an technischer Ausstattung. In den Zimmern lassen sich Licht, Verdunkelung, die Lautstärke der Musik und vieles mehr über eine Fernbedienung am Rollstuhl steuern und an jeder Tür sind elektrische Türöffner in Rollstuhlhöhe angebracht. Außerdem ist das Jugendhospiz geräumiger und baulich weniger verspielt als das Kinderhospiz. Viele Jugendlichen haben große Pflege- oder Elektrorollstühle und brauchen allein deshalb viel mehr Platz. Das Jugendhospiz ermöglicht ihnen ein hohes Maß an Freiheit und Selbstständigkeit. Die Wünsche der Jugendlichen bestimmen den Tagesablauf: Morgens länger schlafen, Ausflüge in die Stadt oder ein Kinoabend mit anderen betroffenen Gleichaltrigen – die Mitarbeiter richten ihre Arbeit nach den Bedürfnissen der Jugendlichen aus.
Rückblick auf zehn Jahre Jugendhospiz Balthasar
Bei der Geburtstagsfeier am Samstag, den 6. April 2019, schauten wir zurück auf zehn Jahre Jugendhospiz. Während Hospizleiter Rüdiger Barth über die vergangenen Jahre berichtete, kamen auch unser Geschäftsführer Markus Feldmann, Generaloberin der Franziskanerinnen Schwester Magdalena und der Architekt Holger Beckmann zu Wort. Unsere jugendlichen Gäste stellten das Jugendhospiz aus ihrer Sicht vor – und erzählten von besonderen Momenten und witzigen Erlebnissen mit Mitarbeitern und Freunden. Auch unser prominenter Pate Peter Prange, Autor des Buches „Platz da, ich lebe“, nahm an unserer Feier teil und erzählte, wie besonders das Jugendhospiz für ihn ist. Für musikalische Begleitung sorgten Judith Adarkwah und ihre Band. Zeit zum Austausch gab es im Anschluss bei frisch zubereiteten Burgern von Konnas Foodtruck sowie bei leckeren Cocktails von der Golden Eye Bar aus Herborn. Die Band „Honigmut“ aus Lüdenscheid sorgte mit ihrem Wohnzimmerkonzert für einen wunderbaren Ausklang der Feier.
„Ich möchte der Welt zeigen, dass man trotz Einschränkungen ein ganz normaler Mensch ist und etwas erreichen kann im Leben.“
Manuel* ist 22 Jahre alt und kommt seit der Eröffnung hierher. Er leidet an einer fortschreitenden Muskelerkrankung und wird über eine Magensonde ernährt. Er fährt einen Elektro-Rollstuhl und wird nachts künstlich beatmet. Trotzdem, oder gerade deswegen, ist er dankbar für jeden Tag. Trotz seiner Einschränkungen schreibt er Songtexte, nimmt in seinem eigens für ihn eingerichteten Tonstudio Musik auf und lässt die Menschen unter einem Künstlernamen in den sozialen Medien an seinem Leben teilhaben. „Musik ist mein Leben“, berichtet er stolz. Er möchte mit seiner Musik zeigen, dass man etwas erreichen kann, wenn man an sich glaubt.
Warum er so gerne im Jugendhospiz ist? „Für mich ist das Hospiz wie Urlaub und Entspannung. Ich verstehe mich super mit dem Personal und fühle mich sicher. Für mich ist es eine schöne Abwechslung zum Alltag.“ Auf einen einzigen besonderen Moment möchte er sich dabei gar nicht festlegen: „Es gibt viele schöne Momente, die ich in all den Jahren erleben durfte, unter anderem habe ich viele neue Leute kennen gelernt, viel erlebt, viel gesehen und jeder Moment war auf seine Weise einzigartig.“ Rüdiger Barth zieht ein positives Feedback der letzten Jahre: „Dass wir fast immer voll belegt sind, zeigt, wie dringend ein Hospiz für die 16 bis 25-jährigen gebraucht wird. Wir sind dankbar für die bestärkende Resonanz unserer Gäste – und werden auch weiterhin für junge Menschen eine Anlaufstelle in dieser schwierigen Zeit sein.“
Vielen herzlichen Dank an alle Helfer, an unsere Jugendlichen und Mitarbeiter, an Judith Adarkwah und Band, an Konnas Foodtruck und die Golden Eye Bar sowie Honigmut für die eindrucksvolle Geburtstagsfeier! Danke auch an René Traut für die tollen Fotos. Uns allen werden die vielen schönen Momente sicher lange in Erinnerung bleiben.