So sieht mein Arbeitsalltag aus
Eine Pflegefachkraft aus dem Kinder- und Jugendhospiz Balthasar berichtet
Viele Menschen fragen mich: „Wie schaffst du es nur, in einem Kinderhospiz zu arbeiten? All das Leid, der Kummer, die Sorgen und die Trauer – das würde ich nicht aushalten.“ Viele Menschen fragen das, weil sie eine bestimmte Vorstellung davon haben, wie es in einem Kinderhospiz zugeht. Ihr Staunen ist groß, wenn sie erfahren, wie das Leben im „Balthasar“ wirklich ist.
Wenn Eltern erfahren, dass ihr Kind an einer unheilbaren und lebensverkürzenden Erkrankung leidet, ist dies das Schlimmste, was einer Familie widerfahren kann. Oft wissen die Eltern dann nicht, an wen sie sich wenden können. Sie fühlen sich in ihrer Situation hilflos, allein und überfordert. Einige Familien wissen sehr wohl, dass es Kinder- und Jugendhospize gibt, scheuen aber die Kontaktaufnahme. Sie denken: „Ein Hospiz, das ist ein Ort zum Sterben, und unsere Kleine ist noch nicht so weit.“ Die Familien können das „Balthasar“ bei einem ersten Besuch in Ruhe kennen lernen und merken oft schon beim ersten Aufenthalt, dass ihnen die Zeit bei uns gut tut.
Es ist richtig: Im Kinder- und Jugendhospiz Balthasar sterben Kinder, und es wird getrauert. Wir begleiten Familien auf ihrem schweren Weg, wir gehen den Weg gemeinsam.
Doch bei uns geht es nicht nur um Sterben und Trauern. Auch – oder vor allem – Leben und Lachen gehört zum „Balthasar“ dazu, es macht sogar einen großen Teil im alltäglichen Miteinander aus. Ziel unserer Arbeit ist es, die verbleibende Zeit der erkrankten Kinder und ihrer Familien so schön wie möglich zu gestalten. Dabei sind es nicht die großen Dinge, die unsere Gäste glücklich machen, sondern die kleinen Momente, die sie bei uns erleben.
Als Pflegefachkraft habe ich maximal zwei erkrankte Kinder zu versorgen. Je nachdem, wie intensiv die Versorgung ist, kümmere ich mich auch nur um ein Kind. Dadurch habe ich die Möglichkeit, mehr als nur die Pflege im klassischen Sinn zu leisten. Vorlesen, Spazieren gehen, Gespräche mit den Angehörigen führen – das sind Dinge, für die ich mir Zeit nehmen kann. Unterstützt werden wir Pflegenden von den Kollegen des psychosozialen Teams, die ebenfalls die Familien betreuen. Als ausgebildete Trauerbegleiter stehen die Kollegen den Familien oftmals über Jahre zur Seite.
Wenn ich spüre, wie gut einer Familie der Aufenthalt im „Balthasar“ tut, wie sie sich bei uns erholt und Kraft tankt, dann ist dies auch meine Kraftquelle. Die schönen Momente helfen, auch die schwierigen und traurigen Momente zu überstehen.
Lachen und Trauern liegen im Kinder- und Jugendhospiz Balthasar sehr eng beieinander – aber das Lachen und die Lebensfreude unserer Gäste überwiegen und deshalb möchte ich an keinem anderen Ort arbeiten.